Altersarmut nimmt weiter zu | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 13.06.2022 11:29

Altersarmut nimmt weiter zu

Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern: "„Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein." (Foto: Heidi Scherm)
Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern: "„Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein." (Foto: Heidi Scherm)
Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern: "„Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein." (Foto: Heidi Scherm)
Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern: "„Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein." (Foto: Heidi Scherm)
Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern: "„Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein." (Foto: Heidi Scherm)

Die Altersarmut in Bayern steigt weiter an. 26 Prozent der Frauen und 19,5 Prozent der Männer über 65 Jahren sind armutsgefährdet, warnt der VdK. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2021 hervor. Zum Vergleich: 2019, also vor der Corona-Pandemie, lagen diese Quoten bei über 65-Jährigen noch bei 18,5 Prozent (Männer) und 24,8 Prozent (Frauen). Auch bei weiteren Bevölkerungsgruppen gibt die Armutsentwicklung Anlass zur Sorge.

„Diese Zahlen zeigen, dass Rentnerinnen und Rentner immer mehr abgehängt werden. Das allein ist ein Beleg dafür, dass diese Personengruppe beim Entlastungspaket der Bundesregierung erheblich stärker hätte bedacht werden müssen. Das muss dringend nachgebessert werden“, fordert VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher. Die allgemeine Armutsgefährdungsquote liegt in Bayern bei 15,5 Prozent und damit 0,8 Prozentpunkte höher als 2019. Zugrunde gelegt wird immer der Landesmedian.

Die Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt wird mit 1236 Euro angegeben und ist die höchste im Bundesländervergleich. „Die gesetzlichen Renten können da nicht mithalten. Besonders alleinstehende Rentnerinnen sind im Freistaat in großer Armutsgefahr“, warnt Mascher. Das Gefälle ist auch bei den Arbeitseinkommen groß: „Wir haben in Bayern einerseits etliche Arbeitskräfte mit extrem hohen Einkommen und andererseits einen enorm großen Niedriglohnbereich. In Ballungszentren orientieren sich die Lebenshaltungskosten an den höchsten Einkommen. Da kommen immer mehr Menschen finanziell unter die Räder. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise müssen jetzt zusätzlich zu den hohen Mieten geschultert werden. Das wirft viele aus der Bahn“, sagt Mascher.

Auch wenn das Statistische Bundesamt betont, dass die Zahlen des Jahres 2021 mit denen der Vorjahre nur eingeschränkt zu vergleichen sind, weil sich die Erhebungsmethoden verändert haben, ist auffällig, dass die Trends der vergangenen Jahre unverändert fortbestehen. „Besonders bedrückend ist, dass Alleinerziehende mit 38,5 Prozent das mit Abstand höchste Risiko tragen, arm zu sein. Hier hat sich in den vergangenen Jahren nichts zum Besseren bewegt“, beklagt Mascher. Grundsätzlich lassen Kinder die Armutsgefährdung wachsen: Bei Haushalten mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern liegt die Quote bei 9,9 Prozent, ab drei oder mehr Kindern sogar bei 27,7 Prozent. „Diese Zahlen unterstreichen eindrucksvoll die VdK-Forderung, dass wir endlich eine Kindergrundsicherung bekommen müssen, die Kinder und Familien gezielter unterstützt“, erklärt die VdK-Landesvorsitzende. Die Bundesregierung hat diese Reform angekündigt. Bislang sind jedoch noch keine Einzelheiten bekannt.

Die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung steigt in Bayern ebenfalls weiter an: Ende 2021 wurden 129.420 gezählt, Ende 2020 waren es 126.855. Aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht hervor, dass 60 Prozent der Anspruchsberechtigten keinen Antrag auf Grundsicherung stellen. Daher ist von einer großen verdeckten Altersarmut auszugehen. „Aus Scham oder Unwissenheit nehmen viele Betroffene ihr Recht gar nicht in Anspruch“, so Mascher.

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