Dachau-Preis für Zivilcourage | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 14.06.2023 09:16

Dachau-Preis für Zivilcourage

Der Dachau-Preis für Zivilcourage 2023 wird an das Künstlerinnenkollektiv Pussy Riot verliehen. Der Stadtrat der Stadt Dachau bestätigte in seiner Sitzung am 13. Juni den Vorschlag der aus Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Maya Schweizer und Dr. Achim Wendler bestehenden Jury.

Die Frauen, die dem Kollektiv angehören, waren wegen ihrer regierungs- und kirchenkritischen künstlerischen Aktivitäten in Russland jahrelang Repressionen ausgesetzt. Drei von ihnen wurden wegen eines provokativen Auftritts 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale vor Gericht gestellt, zwei zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, die sie unter anderem in einem Arbeits- und Straflager verbüßen mussten. Das Gerichtsurteil erregte weithin Aufsehen und wurde in vielen westlichen Ländern für völlig unverhältnismäßig erachtet.

Mit Russlands Angriffs- und Unterwerfungskrieg gegen die Ukraine spitzte sich ihre Lage weiter zu. Sie beziehen seither deutlich Position für die überfallene Bevölkerung in der Ukraine – ganz im Sinne der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen und der Grundsätze von Amnesty International, an denen sich der Dachau-Preis für Zivilcourage orientiert. Wie viele andere Dissidenten haben die Mitglieder von Pussy Riot Russland inzwischen verlassen, weil sie dort nicht mehr sicher sein können. Ihr eindrucksvolles menschen- und bürgerrechtliches Engagement zeugt von Mut und Unerschrockenheit. Ihr Appell zur politischen Einmischung hat mitreißende Wirkung.

Mit der Verleihung des Dachau-Preises für Zivilcourage 2023 möchten die Stadt Dachau und die Jury die couragierte Haltung der Preisträgerinnen würdigen und gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität mit ihnen setzen.

Der Preis wird voraussichtlich im Dezember 2023 verliehen. Der genaue Zeitpunkt muss noch mit Pussy Riot abgestimmt werden. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird in Verbindung mit einer Medaille im Rahmen einer Feierstunde verliehen.

Der Dachau-Preis für Zivilcourage

Die Stadt hat 2005 und dann im zweijährigen Turnus den Dachau-Preis für Zivilcourage ausgelobt. Mit dem Dachau-Preis soll das Vermächtnis der Opfer der Konzentrationslager und des vielfältigen Widerstandes gegen das NS-Regime lebendig erhalten werden. Der Dachau-Preis orientiert sich an der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen und an den Grundsätzen von Amnesty International. Mit diesem Preis werden einzelne Personen oder Gruppen ausgezeichnet, die sich mit Mut, Phantasie und Engagement für die Rechte von Verfolgten und von diskriminierten Minderheiten einsetzen. Der Dachau-Preis soll Zivilcourage und Mitmenschlichkeit im Alltag auszeichnen. Die Träger des Dachau-Preis für Zivilcourage sollen durch ihr Handeln Aufforderung und Ansporn sein couragiert gegen Ausgrenzung und Unterdrückung einzugreifen. Im Wissen um die Schreckensgeschichte, die mit dem Namen der Stadt Dachau verbunden wird, soll dieser Preis ein Zeichen setzen gegen das Wegsehen, das Schweigen, die Gleichgültigkeit.

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