Es ist schon eine außergewöhnliche Runde, die sich beim Postwirt in Sauerlach eingefunden hat: Die Schreinermeister des Meisterlehrgangs 1967. Und eine fröhliche Runde! Bemerkenswert ist, dass mehr Frauen als Männer anwesend sind. Warum, erklärt der diesjährige Gastgeber Schreinermeister Josef Lehner aus Sauerlach: „Das erste Mal haben wir uns 1967 getroffen, als wir unsere Meisterprüfung abgelegt haben. Danach jedes Jahr wieder, und jedes Mal woanders, wobei immer ein örtlicher Schreinermeister aus unserer Runde Gastgeber ist. Die Ehefrauen waren auch immer mit dabei und so sind wir alle dicke Freunde geworden. Leider sind doch schon einige unseres Meisterjahrgangs verstorben, aber deren Witwen kommen immer noch.“
1967 bestand der Schreinermeisterlehrgang nur aus Männern. „So war das damals halt, da war Schreiner ein typischer Männerberuf“, erklärt der Lehner Sepp – mit gerade einmal 80 Jahren der Jüngste unter seinen Meisterkollegen. „Von denen, die 1967 die Schreinermeisterprüfung abgelegt haben, sind heute leider nur noch 12 übrig“, bedauert Florian Ullmer, mit 87 der Älteste. Er kommt wie viele seiner Kollegen aus einer Schreinerfamilie. Sein Schreinerbetrieb ist schon lange in Familienbesitz, wie auch die Hobelbank zeigt, in der die Jahreszahl 1832 eingraviert ist. Auch sein Sohn und sein Enkel haben die Meisterprüfung als Schreiner bestanden und sogar schon Preise gewonnen.
Aber es sind nicht nur die jährlichen Treffen, welche die betagten Holzwürmer und ihre Frauen zusammenschweißt, weiß Josef Schober zu berichten: „Alle zehn Jahre machen wir gemeinsam mit unseren Frauen einen dreitägigen Ausflug. Wir waren unter anderem schon in Kärnten, Südtirol und im Bayerischen Wald – auch das verbindet!“
Etwa die Hälfte der Meisterschulabsolventen von 1967 hat sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig gemacht, die anderen waren in verschiedenen Betrieben angestellt. „Der Pfeiffer Michael zum Beispiel war beim Bauamt in München – das war der Schlauste von uns“, scherzt der Lehner Sepp.
Wenn es um den Stellenwert des Schreinerberufes geht, sind sich alle einig: sie würden diesen Berufsweg wieder einschlagen. „Der Schreinerberuf ist auch heute sehr attraktiv“, betont Florian Ullmer. „Schreiner sind heute wichtiger denn je – und wer Schreiner wird, hat vielfältige Möglichkeiten! Vom eigenen Betrieb über Stellen beim Staat oder in Kommunen, zum Beispiel in Stadt- oder Kreisbauämtern. Aber auch die Mitarbeit bei Meisterprüfungen oder als Berufsschullehrer.“
Einfach war der Meisterkurs 1967 allerdings nicht, wie Florian Ullmer erzählt: „Wir mussten alle unter der Woche arbeiten, um die Meisterschule zu finanzieren. Unterricht war dann nach Feierabend und am Wochenende.“
Trotz ihres hohen Alters sind die Ü-80er alle topfit und rüstig. Warum das so ist, erklärt der Lehner Sepp: „Das liegt wohl am Holz!“