„Wir haben nicht die eine Lösung. Wir kratzen an den Möglichkeiten”, resümierte Sandra Tänzler von der Autobahndirektion Südbayern, nachdem sie und ihre Kollegin Anna Strehl den aktuellen Sachstand zur Tunnelsanierung Allach dem dortigen Bezirksausschuss vorgestellt und einen vorsichtigen Ausblick gegeben hatten.
Mit einem Planfeststellungsbeschluss werde noch in diesem Jahr gerechnet, erklärte Sandra Tänzler. Als frühesten Zeitpunkt für einen Beginn der Bauarbeiten nannte sie 2027. Die derzeitige Kostenprognose liegt bei rund 200 Millionen Euro für die Sanierung und eine temporäre Seitenstreifenfreigabe (TSF).
Wie bereits bekannt wird die Bauabwicklung in zwei Phasen ablaufen. In Phase eins soll innerhalb von drei Jahren eine oberirdische Versorgungstrasse entstehen sowie Verkehrsanlagen außerhalb des Tunnels in Angriff genommen werden. Während dieser Zeit werden die Fahrspuren zeitweise verlegt, bleiben aber in vollem Umfang erhalten. Die TSF zwischen den Autobahndreiecken Allach und Feldmoching soll für eine Entlastung sorgen. Vor der Freigabe muss der Bereich alle 150 Meter mit entsprechender Videotechnik ausgerüstet werden, damit eine lückenlose Überwachung des Seitenstreifens möglich ist und in Gefahrensituationen schnell reagiert werden kann.
Phase zwei umfasst die eigentliche Tunnelsanierung, die rund fünf Jahre dauern wird. In dieser Zeit wird jeweils nur eine Röhre befahrbar sein, während in der anderen Bauarbeiten stattfinden. Vor allem in dieser Phase ist mit deutlich mehr Verkehr ringsum zu rechnen, da nur eine einzelne betriebsbereite Röhre in den Hauptverkehrszeiten nicht ausreichen wird, um den Verkehr zu bewältigen. Lange Staus und eine Verdrängung des Verkehrs von der Autobahn weg ins Umland sind die Folgen. Eine Umleitungsstrecke wird dennoch nicht ausgewiesen, da die Strecke ja nie völlig gesperrt wird.
Das Projektteam dreht stattdessen bereits jetzt an vielen kleinen Stellschrauben, die während der Bauzeit den Verkehrskollaps verhindern sollen. Dazu sind Sandra Tänzler, Anna Strehl und als weiterer Mitarbeiter Korbinian Engel mit diversen Akteuren - Firmen, Bahn, Gemeinden usw. - im Gespräch. Ansätze sind unter anderem Fahrgemeinschaften, der Umstieg von eigenen Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel, eine Taktverdichtung beim Öffentlichen Nahverkehr, Radschnellwege zügiger auszubauen, mehr Homeoffice der im Viertel ansässigen Firmen während der Bauzeit und eine Mobilitätsstation am Langwieder See, für die der dortige Parkplatz genutzt werden könnte.
Der Reiseverkehr soll München während der Bauzeit großräumig umfahren und möglichst andere Strecken Richtung Süden und Norden nutzen. Dies soll durch eine frühzeitige Information anhand von Schildern erreicht werden. Die Hoffnung, dass angesichts des nicht unerheblichen Lkw-Verkehrs auch eine größere Lkw-Umfahrung eingerichtet wird, musste Sandra Tänzler enttäuschen. „Lkw-Routen bleiben stabil. Das ist eine Erfahrung. Die Lkws sollen auf der Autobahn bleiben”, sagte sie.
Zu den derzeitigen Unwägbarkeiten gehört unter anderem der geplante Bau des KV-Terminals München Nord am Rangierbahnhof, der für den gleichen Zeitraum vorgesehen ist und die Anschlussstelle München-Ludwigsfeld zusätzlich belasten würde. Eine erste Abstimmung mit der Bahn wurde terminiert.
Als kleinen Erfolg in seinen Bemühungen wertet das Projektteam die neue Expressbuslinie X730, die ab Dezember 2024 über Schwabhausen und Bergkirchen nach Pasing fahren soll.