Im Landkreis Dachau ist die Zahl der Ausbildungsplätze im letzten Berufsberatungsjahr leicht gesunken: Die Unternehmen der Region meldeten der Agentur für Arbeit in Dachau 544 Ausbildungsplätze mit Ausbildungsbeginn im Herbst 2025 und damit 40 Lehrstellen weniger als im Jahr zuvor. Nikolaus Windisch, Chef der Agentur für Arbeit Freising/Dachau und Madlen Völkel, die neue Leiterin der Berufsberatung blicken gemeinsam zurück auf das vergangene Berufsberatungsjahr.
Die Zahl der Ausbildungsplätze im Landkreis Dachau ist im vergangenen Berufsberatungsjahr erneut leicht gesunken. Wie ordnen Sie diese Entwicklung ein?
Nikolaus Windisch: „Trotz einer leicht rückläufigen Tendenz bewegte sich die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen weiter auf einem recht guten Niveau. In vielen Betrieben der Region ist die Bereitschaft auszubilden hoch. Dass dies so bleibt, ist sehr wichtig für alle Seiten. Gut ausgebildete Fachkräfte werden nach wie vor in vielen Bereichen dringend gesucht.“
Die Zahl der Jugendlichen auf Ausbildungsplatzsuche ist dagegen zuletzt angestiegen. Dabei beendeten durch die Umstellung der Gymnasien von G8 auf G9 in diesem Jahr wesentlich weniger Abiturienten die Schule.
Madlen Völkel: „Bevor ich im Sommer die Leitung der Berufsberatung übernommen habe, war ich zehn Jahre als Berufsberaterin zunächst im Bereich Flucht, später an Gymnasien und Fachoberschulen tätig. Viele Jugendliche streben dort nach der Schule direkt ein Studium an, da sie sich damit bessere Chancen im Berufsleben, auch bessere Verdienstmöglichkeiten erhoffen. Und es stimmt ja auch: Akademikerinnen und Akademiker sind auf dem Arbeitsmarkt vielfach gesucht. Wer sich für eine betriebliche Ausbildung entscheidet, hat aber genauso gute Chancen. Wichtig ist, bei der Berufswahl den eigenen Interessen zu folgen. Im Laufe des Berufslebens ergeben sich viele Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung. Eine betriebliche Berufsausbildung – ob im Handwerk, im sozialen, kaufmännischen oder technischen Bereich – ist hierfür ein sehr guter Grundstein.
Bundesweit ist aktuell oft vom „Mismatch auf dem Ausbildungsmarkt“ die Rede: Ausbildungsstellen und Jugendliche passen nicht zusammen. Ist dies auch im Landkreis Dachau ein Thema, immerhin blieben auch in diesem Berufsberatungsjahr wieder 95 Ausbildungsstellen unbesetzt?
Nikolaus Windisch: „Anders als in den anderen Landkreisen des Bezirks der Agentur für Arbeit Freising, ist der Dachauer Ausbildungsmarkt kein Bewerbermarkt – das bedeutet: Die Zahl der Jugendlichen, die sich mithilfe der Arbeitsagentur auf Ausbildungssuche begeben, übersteigt insgesamt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen. Dies gilt aber nicht für alle Berufssegmente: Im Bereich der Handelsberufe und der Verkehrs- und Logistikberufe ist es zum Beispiel genau anders herum. Zudem zieht es viele Jugendliche aus dem Landkreis Dachau auch zu Ausbildungsbetrieben in München.”
Wie gehen Sie mit diesen Ungleichgewichten um?
Madlen Völkel: „Bei der Beratung der Jugendlichen wird natürlich thematisiert, wie viele Ausbildungsstellen in einem Bereich zur Verfügung stehen und welche (schulischen) Anforderungen erfüllt werden müssen. Wir motivieren die jungen Leute auch immer dazu, einen Plan B zum Wunschberuf zu entwickeln, falls es mit der Bewerbung nicht klappen sollte. Wichtig ist aber, dass der Ausbildungsberuf zum Jugendlichen passt.
Nikolaus Windisch: „Bei den Unternehmen werben wir beständig dafür, auch Jugendlichen eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht zu den Top-Bewerberinnen und Top-Bewerbern zählen. Gleichzeitig wissen wir, dass junge Menschen auszubilden, eine große Aufgabe ist. Die Agentur für Arbeit unterstützt Betriebe dabei – beispielsweise mit dem Förderprogramm „Assistierte Ausbildung.“