„Zeit ist Hirn“ | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 21.02.2023 09:32

„Zeit ist Hirn“

Chefarzt der Neurologie am Helios Amper-Klinikum, Dr. Christian Lechner. (Foto: Helios)
Chefarzt der Neurologie am Helios Amper-Klinikum, Dr. Christian Lechner. (Foto: Helios)
Chefarzt der Neurologie am Helios Amper-Klinikum, Dr. Christian Lechner. (Foto: Helios)
Chefarzt der Neurologie am Helios Amper-Klinikum, Dr. Christian Lechner. (Foto: Helios)
Chefarzt der Neurologie am Helios Amper-Klinikum, Dr. Christian Lechner. (Foto: Helios)

Seit 2003 kümmert sich mit der „Stroke Unit“ eine hochspezialisierte Schlaganfall-Einheit am Helios Amper-Klinikum Dachau um die Versorgung von Betroffenen. Welche Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten und vor welchen Herausforderungen die Schlaganfallversorgung aktuell steht, weiß Chefarzt Dr. Christian Lechner.

Dr. Christian Lechner ist stolz auf seine Stroke Unit. „Seit zwanzig Jahren erhalten Betroffene bei uns die bestmögliche Versorgung bei einem Schlaganfall“, erklärt der Chefarzt der Neurologie am Helios Amper-Klinikum Dachau. „In dieser Zeit haben wir über 12.000 Patientinnen und Patienten behandelt. Wir haben viel Erfahrung und entwickeln uns stetig weiter. Dafür arbeiten Neurologie, Neurochirurgie und Neuroradiologie sehr eng und erfolgreich zusammen.“ Weil sie besonders hohe Standards erfüllt, ist die Schlaganfall-Einheit am Helios Amper-Klinikum seit 2019 sogar mehrfach mit dem Zertifikat „überregionale Stroke Unit“ ausgezeichnet worden.

Dr. Lechner sieht aber auch Anlass zur Sorge: „Gefühlt hat uns Corona fünf bis zehn Jahre zurückgeworfen, was das öffentliche Bewusstsein für Schlaganfälle angeht.“ Obwohl in der Pandemie eher eine steigende Zahl von Schlaganfallpatientinnen und -patienten prognostiziert worden sei, kämen immer weniger Menschen mit Schlaganfall-Symptomen in die Notfallzentren, so Dr. Lechner. „Viele Betroffene kommen zu spät oder gar nicht zu uns.“ Dabei sei es bei Verdacht auf einen Schlaganfall besonders wichtig, schnell zu handeln und nicht etwa zunächst den Hausarzt zu konsultieren. „In Fachkreisen sagen wir: ‚Time is Brain‘, Zeit ist Hirn. Je schneller Betroffene behandelt werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, bleibende Schäden im Gehirn verhindern zu können“, betont der Dachauer Chefarzt.

Frühsymptome erkennen

Bei welchen Frühsymptomen Betroffene sich unbedingt in der Stroke Unit untersuchen lassen sollten, zählt Dr. Lechner auf:

  • halbseitige - auch flüchtige - Lähmungen oder Gefühlsstörungen
  • halbseitige Sehstörungen
  • Sprachstörung oder verwaschene Sprache
  • akut einsetzender Dreh- oder Schwankschwindel
  • akuter Kopfschmerz oder migräneähnliche Beschwerden
  • akute Wesensänderung oder Apathie

„Für alle diese Symptome kann es auch harmlose Erklärungen geben. Entwarnung gibt es aber erst nach einer gründlichen Diagnostik“, so der Chefarzt. „Solche Untersuchungen laufen in unserer Stroke Unit sehr routiniert und schnell ab, denn dort genießen Patientinnen und Patienten absoluten Vorrang.“

Bei einem Schlaganfall könnten die meisten Patientinnen und Patienten mit leichten Beschwerden das Krankenhaus bereits nach zwei bis vier Tagen wieder verlassen, so Dr. Lechner. Dann seien alle nötigen Empfehlungen für die künftige Lebensführung besprochen, die Medikation angepasst und die Betroffenen aufgeklärt. „Für alle anderen steht das Team unseres Entlassungsmanagements für die Planung der häuslichen Versorgung oder einer Rehabilitation bereit. Wir lassen auch nach der akuten Behandlung niemanden alleine.“

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