Dachaus Boulevard ist bunt, vielfältig und großartig – und leidet an einer Lücke | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 01.12.2025 17:00

Dachaus Boulevard ist bunt, vielfältig und großartig – und leidet an einer Lücke

Die Münchner Straße kann manchmal sehr still sein, selbst an einem Wochentag um 15 Uhr. Ein guter Zeitpunkt für einen spontanen Streifzug. (Foto: Horst Kramer)
Die Münchner Straße kann manchmal sehr still sein, selbst an einem Wochentag um 15 Uhr. Ein guter Zeitpunkt für einen spontanen Streifzug. (Foto: Horst Kramer)
Die Münchner Straße kann manchmal sehr still sein, selbst an einem Wochentag um 15 Uhr. Ein guter Zeitpunkt für einen spontanen Streifzug. (Foto: Horst Kramer)
Die Münchner Straße kann manchmal sehr still sein, selbst an einem Wochentag um 15 Uhr. Ein guter Zeitpunkt für einen spontanen Streifzug. (Foto: Horst Kramer)
Die Münchner Straße kann manchmal sehr still sein, selbst an einem Wochentag um 15 Uhr. Ein guter Zeitpunkt für einen spontanen Streifzug. (Foto: Horst Kramer)

Selbst jetzt im November macht das Bummeln auf der Münchner Straße Spaß: Von der Amper bis runter zur AOK lässt sich hier das Flair dieses besonderen Boulevards genießen, von den Rush-Hour-Zeiten mal abgesehen.

Alles heimische Betriebe

Klar, dass wir in der Candisserie vorbeischauen, schon um zu fragen, ob es auch heuer die legendären Adventskalender aus dem Hundertwasserhaus gibt. „Na klar, seit Wochen!“, lacht Isabel Seeber, „einen Dachauer-Schloss-Kalender.“ Melanie Ullmann, die Inhaberin von Ullmann Landhausmode am Unteren Markt, ist auch gerade da – wir werden gleich mit ihnen reden.
Zuvor hatten wir schon ins Blumenfenster reingespitzt und einmal mehr gestaunt, wie Markus Bopfinger und sein Team den Laden jedes Jahr in ein wunderbares Weihnachtsparadies verwandeln. Allein um diese drei Einzelhandelsgeschäfte beneiden uns andere Kreisstädte. Wie um die gesamte Münchner Straße. Nicht zuletzt, weil es es hier zahlreiche gute Gastwirtschaften, Trattorien und Cafés gibt – allein sieben werden von Bäckereien und Konditoreien betrieben, alles heimische Handwerksbetriebe aus der Großen Kreisstadt oder dem Dachauer Land.

Die Lebensqualität ist hervorragend!

Wir kommen mit einem jungen Paar ins Gespräch, das sich gerade ein Adventskranz-Kunstwerk des Blumenfensters ausgesucht hat. Die beiden leben erst seit kurzem hier, wie sie erzählen. Sie sind aus beruflichen Gründen mit ihren zwei Kindern im Kita-Alter in die Region gezogen. Die Wohnung in Dachau, ganz in der Nähe, war ein Zufall. Wie gefällt es ihnen hier? „Die Lebensqualität ist hervorragend!“, lobt die Frau. „Alles ist fußläufig erreichbar“, ergänzt ihr Mann mit hörbar fränkischen Zungenschlag, „wir sind begeistert!“
Zum Beispiel vom Wochenmarkt jeden Freitag am Unteren Markt. Und von Sennefelders Obst- und Gemüsestanderl, der von Dienstag bis Samstag frische Ware anbietet. Die Naturkostinsel in der südlichen Münchner Straße hat die junge Familie auch schon entdeckt, sie sind schon Stammkunden. „Dass es hier im Quartier so viele Apotheken gibt, hat uns überrascht. Bei uns mussten einige aufgegeben“, erzählen die beiden. Die junge Familie stammt aus einer unterfränkischen Kleinstadt. Als sie hören, dass alle Apotheken alle Inhabergeführt sind, sind sie verblüfft. „Gewundert hat uns außerdem, dass es hier offenbar ziemlich viele Optiker und Hörgeräte-Akustiker gibt.“ Wir zählen im Geiste durch und kommen auf vier allein in der Münchner Straße und am Bahnhof.

„Hier bin ich so oft gewesen“

Dann stellt die junge Frau eine Frage, die jeden Einheimischen ins Herz trifft: „Gibt es hier eigentlich ein nettes Spielwarengeschäft, vielleicht mit Beratung?“ „Es ist ja bald Weihnachten“, setzt ihr Mann hinzu. Wir erzählen von der Geschäftsaufgabe von Spielwaren Schmidt im Frühjahr, einer echten Dachauer Institution, die von allen aktuellen und ehemaligen Kindern der letzten 50 Jahre heiß und innig geliebt wurde. Die Inhaberin Katrin Märkl gab das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen auf. „Gibt es denn keine Nachfolgerin oder Nachfolger?“, fragen die beiden. Eine Frage, die sich viele stellen.
Wir verabschieden uns und schlendern die Münchner Straße ein bisschen weiter. Vor dem ehemaligen Spielwaren-Schmidt-Geschäft bleiben wir kurz stehen. Wie auch eine ältere Dame. „Hier bin ich so oft gewesen“, seufzt sie, „als Jugendliche mit meiner kleinen Schwester, dann mit meinen Kindern und zuletzt mit meinen Enkeln.“ Wir nicken, hören zu, wandern mit schwerem Herzen weiter.

„Ein Teil unseres Lebens”

Vorne an der Kreuzung Schillerstraße drehen wir um, trinken dann vor einem der Cafés in der Nachmittagssonne einen Cappuccino. Schließlich landen wir in der Candisserie, wie oben beschrieben, bei Isabel Seeber und Melanie Ullmann. Die beiden Geschäftsfrauen sind sozusagen professionelle Münchner-Straße-Fans. Sie sorgen sich von jeher um ihren Standort. So wie alle, die dort arbeiten. „Für die Münchner Straße und ganz Dachau ist das Ende von Spielwaren Schmidt ein herber Verlust!“, stellt Seeber fest. Ullmann greift den Faden auf: „Das Spielzeug und die Spiele, die wir dort entdeckt haben, die wir geschenkt bekommen und verschenkt haben, sind Teil unseres Lebens und so war es Katrin Märkl und ihr Geschäft.“ „Sie hinterlässt einen Lücke“, betont Seeber. Eine Lücke, die gerade zu Weihnachten schmerzt. Aber wer weiß, vielleicht wird sie doch noch geschlossen.

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