Einsamkeit ist kein Randphänomen – sie betrifft Menschen aller Altersgruppen und Lebenslagen. Der Landkreisseniorenbeirat hat sich deshalb zum wiederholten Mal in seiner Juli-Sitzung intensiv mit diesem gesellschaftlich drängenden Thema auseinandergesetzt. Fachlichen Input lieferte ein Vortrag der Beratungsstelle für seelische Gesundheit im Alter des Caritas-Zentrums Dachau. Die Fachberaterinnen Jenny Brunken und Lena Maurer zeigten dabei eindrücklich, wie vielfältig die Ursachen von Einsamkeit sein können – und welche Wege es zurück in die Gemeinschaft gibt.
„Einsamkeit beschreibt ein subjektives Gefühl der sozialen Isolation – unabhängig davon, wie viele Menschen tatsächlich um uns herum sind“, erklärte Jenny Brunken eingangs. Dabei sei Einsamkeit nicht gleichzusetzen mit Alleinsein: Letzteres kann bewusst gewählt sein, Einsamkeit hingegen wird als belastend erlebt.
Besonders gefährdet sind Menschen, die durch Verlust, Krankheit, Umzug oder finanzielle Sorgen den Kontakt zur Außenwelt verlieren – unabhängig vom Alter. Dass Einsamkeit kein Phänomen ausschließlich älterer Menschen ist, wurde in der Diskussion nach dem Vortrag deutlich. „Auch junge Erwachsene können betroffen sein – etwa beim Studienbeginn in einer fremden Stadt oder nach dem Verlust von Beziehungen“, ergänzte Lena Maurer.
Die Caritas-Beraterinnen zeigten auf, welche physischen und psychischen Erkrankungen aus chronischer Einsamkeit entstehen können – von Depressionen über Angststörungen bis hin zu körperlichen Beschwerden ohne organische Ursache. Zwei anonymisierte Fallbeispiele verdeutlichten, wie belastend Einsamkeit den Alltag beeinflussen kann – aber auch, wie wichtig niederschwellige Hilfsangebote sind: Freizeitgruppen, Ausflüge oder Beratung können erste Schritte aus der Isolation sein.
Im Landkreis gibt es dafür vielfältige Anlaufstellen: Die Erwachsenen- und Seniorenberatung des Landratsamtes bietet unter Tel. 08131/74 464 und Tel. 08131/74 347 oder per E-Mail an ErwachsenenundSeniorenberatung@lra-dah.bayern.de erste Orientierung. Auch online finden Betroffene Angebote unter www.kompetenznetz-einsamkeit.de oder www.wegeausdereinsamkeit.de.
Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung war die Nachbereitung der Studienreise des Landkreisseniorenbeirats nach Auschwitz im April dieses Jahres. Höhepunkt des Besuchs war die feierliche Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung mit den Seniorenorganisationen des Landkreises Oświęcim. Darin bekräftigen beide Seiten ihren Willen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Engagement für eine erinnerungsbewusste Seniorenarbeit.
Diese Partnerschaft soll nun mit konkreten Schritten weiter vertieft werden: Für das Frühjahr 2026 ist ein Gegenbesuch der polnischen Delegation im Landkreis Dachau geplant. Ziel ist es, einen nachhaltigen Dialog zwischen älteren Menschen beider Regionen zu etablieren und voneinander zu lernen.