Raufklettern, um runterzukommen | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 17.08.2022 15:23

Raufklettern, um runterzukommen

Bouldern als alternative Therapiemöglichkeit zur Depressionsbewältigung. (Foto: Miriam Mayer)
Bouldern als alternative Therapiemöglichkeit zur Depressionsbewältigung. (Foto: Miriam Mayer)
Bouldern als alternative Therapiemöglichkeit zur Depressionsbewältigung. (Foto: Miriam Mayer)
Bouldern als alternative Therapiemöglichkeit zur Depressionsbewältigung. (Foto: Miriam Mayer)
Bouldern als alternative Therapiemöglichkeit zur Depressionsbewältigung. (Foto: Miriam Mayer)

Die Initiative „Klettern und Therapie“ bietet in Dachau ab Oktober 2022 neue Kurse zur Depressionsbewältigung und Prävention für mehr mentale Gesundheit. Achtsamkeit und Resilienz erscheinen derzeit als Modewörter vor allem in den sozialen Medien. Zwei ausgebildete Klettertrainerinnen aus Weyarn und Frasdorf zeigen, was hinter dem Hype steckt. „Wenn das Wort Achtsamkeit fällt, rollen die meisten schon mit den Augen. Dabei ist es weniger „Eso“ wie es klingt und bedeutet nichts anderes, als dass man den aktuellen Moment wertfrei wahrnimmt, anstatt sich in Gedankenkreisen und Bewertung zu verlieren.“ erklärt Larissa Kranisch, Klettertrainerin und Wirtschaftspsychologin. „Es gibt mittlerweile wissenschaftliche Studien, die belegen, dass eine Achtsamkeitspraxis zu mehr Resilienz, also seelischer Widerstandsfähigkeit, beiträgt. Wir nutzen Elemente daraus in unseren Boulder- und Kletterkursen“, ergänzt Sabrina Höflinger, Klettertrainerin und Sporttherapeutin. „Meditieren, einen Spaziergang machen oder Joggen gehen hilft bekanntermaßen auch, den Kopf freizubekommen. Doch beim Bouldern und Klettern passiert das ganz automatisch und nebenbei. Die Bewegung an der Wand fordert die volle Konzentration, da bleibt keine Zeit über andere Dinge nachzudenken“, weiß die 31-Jährige.

Eine Studie des Uniklinikums Erlangen aus dem Jahr 2018 belegt die Wirksamkeit der manualisierten Bouldertherapie für Menschen mit Depressionen – Höflinger arbeitete daran bereits mit. Darauf basiert nun das Angebot von Kranisch und Höflinger. Dass ein solches Angebot in der aktuellen Situation dringend notwendig ist, zeigen nicht nur die langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz, sondern auch die in den letzten zwei Jahren stark gestiegenen Zahlen von Betroffenen, die an Depression und Burnout leiden. Das Deutschland-Barometer Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe berichtet, dass 2021 jeder fünfte Beschäftigte schon einmal die Diagnose Depression erhalten hat, weitere 19 Prozent vermuten erkrankt zu sein, bisher ohne ärztliche Diagnose. Bei den Kindern und Jugendlichen erhöhte sich die Zahl der Betroffenen, die behandelt wurden, gegenüber 2019 um 28 Prozent, wie aus dem Kinder- und Jugendreport 2022 der DAK hervorgeht.

In den Gruppenkursen von „Klettern und Therapie“ erarbeiten die Teilnehmer in acht Einheiten ohne Leistungsdruck, dafür lösungsorientiert individuelle Bewältigungsstrategien, stärken das Selbstvertrauen und verbessern die Stressresistenz. Die Boulderwand dient dazu, sich selbst und seinen Körper wieder zu spüren und das Gelernte direkt in die Praxis umzusetzen. Jede Stunde beginnt mit einer Achtsamkeitsübung und endet mit einer Entspannungsübung. Dabei spielen weder das Alter noch die Vorerfahrung eine Rolle. Die schnellen Erfolgserlebnisse motivieren zusätzlich und der Austausch in der Gruppe trägt dazu bei, sich mit seinen Problemen nicht allein zu fühlen.

Der neue Kurs startet zum Selbstkostenpreis ab Donnerstag, den 20. Oktober 2022 ab 18.30 Uhr in der NaturFreunde Kletterhalle Dachau. Die Anmeldung und weitere Informationen finden Interessierte unter www.kletternundtherapie.de

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