Doppeljubiläum Altomünster | Kurier Dachau

Doppeljubiläum Altomünster

Altomünster feiert doppelt... (Foto: Markt Altomünster)
Altomünster feiert doppelt... (Foto: Markt Altomünster)
Altomünster feiert doppelt... (Foto: Markt Altomünster)
Altomünster feiert doppelt... (Foto: Markt Altomünster)
Altomünster feiert doppelt... (Foto: Markt Altomünster)

Seit drei Jahrhunderten werden in Altomünster kirchliche Jubiläen groß gefeiert. Was mit einer Tausendjahrfeier des Klosters und Ortes 1730 begann, findet 2023 mit einem Doppeljubiläum eine Fortsetzung: 650. Todestag der heiligen Birgitta von Schweden und 250. Weihetag der Kloster- und Pfarrkirche.

Heilige Birgitta von Schweden

Was hat die hl. Birgitta, Gründerin des nach ihr benannten Ordens, mit Altomünster zu tun? Von 1497 bis 2017 bestand hier ein Kloster der Schwedin. Zunächst bis 1803 als Doppelkloster für 60 Nonnen und 25 Mönchen, ab 1803 nur noch als Nonnenkloster. Birgitta stammte aus dem schwedischen Hochadel und lebte von 1303 bis 1373. Ihrem reichen Leben als Mystikerin und Visionärin ist das Museum Altomünster gewidmet. Dort ist vom 7. Mai bis zum 24. September 2023 eine Sonderausstellung zu sehen. Sie zeigt erstmals auch zwei Reliquien der Heiligen, ihren Wanderstab und ihre Trinkschale, Leihgabe des Diözesanmuseums Freising.

Wer war Birgitta?

Ein Kind aus adeligem Haus, Ehefrau und Mutter von acht Kindern, Haushofmeisterin am schwedischen Königshof, Pilgerin, Witwe, Ordensgründerin, Ratgeberin und Ermahnerin der Mächtigen ihrer Zeit. Das alles in siebzig Lebensjahren! Sie verstand sich aufgrund ihrer Visionen – von ihr als „Offenbarungen“ bezeichnet – als ein „Sprachrohr Gottes“. Vieles ist für uns nur schwer verständlich und in der heutigen Zeit nicht vorstellbar. Sie kämpfte für Gerechtigkeit, unbedingten Frieden und christliche Moral. In vielem kann sie uns nicht mehr Vorbild sein, etwa in der Geringschätzung, ja Ablehnung des Körpers, aber auch in der Verachtung der Welt, die sie grundsätzlich als sündig und schlecht ansah. Sind Krankheit und Tod – wie sie meint – Folgen der Sünde? Ist die Jungfräulichkeit höher zu schätzen als die Mutterschaft? Alles in allem bleibt sie eine Gestalt des späten Mittelalters. Glaubwürdiges Vorbild kann sie sein, weil sie nicht nur die Welt ihrer Epoche kritisierte, sondern an sich selbst hohe moralische Maßstäbe anlegte und mit gutem Beispiel voranging. Birgittas Jahrhundert, das krisenhafte 14. Jahrhundert, war das große Zeitalter der Mystik und der Mystiker.

Weihetag der Kloster- und Pfarrkirche

Der letzte Großbau der Barockepoche auf altbayerischem Boden steht in Altomünster. Er verbindet die Ideen des Architekten Johann Michael Fischer mit den Baubestimmungen der hl. Birgitta: Eingebunden zwischen dem weithin sichtbaren Westturm und dem spätgotischen Hochchor im Osten entstanden zwei Zentralräume in einem Guss mit drei Gebetsräumen für das Kirchenvolk (Parterre), die Birgittenmönche (1. Stock) und für die Nonnen (2. Stock). Bedeutende Künstler aus Augsburg und München haben mit ihren Werkstätten die Kirche ausgestattet wie Jakob Rauch (Stuck), Joseph Mages (Fresken und Altarbilder), Johann Baptist Straub (Altarbau und Apostelfiguren) und Ignaz Baldauf (Hochaltarbild). Die feierliche Weihe fand nach zehnjähriger Bauzeit am 29. August 1773 durch Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden statt. Der Bau kostete 44.000 Gulden und war knapp zu einem Viertel mit privaten Darlehen finanziert.

Barockarchitekt Fischer

Der Baumeister Fischer wurde 1692 in Burglengenfeld (Oberpfalz) geboren und verstarb 1766 in München, ohne den Bau in Altomünster vollenden zu können. Als ausgebildeter Maurer ging er auf Wanderschaft nach Böhmen und lernte dort die Barockarchitektur kennen. Seit 1718 ist er als Polier beim Münchner Stadtmaurermeister Johann Mayr nachgewiesen. Mayr baute in Altomünster das neue Männerkloster (Kollerstock). Seit 1723 Meister wurde Fischer Hofbaumeister. Zu seinen bekannten Bauten gehören St. Anna im Lehel (München), Rott am Inn, Dießen (Turm) und Ottobeuren.

Ein bekannter Reiseschriftsteller schrieb über die Altomünsterer Kirche: „In jeder Kirche des bayrischen Barocks streift einen für die ersten Augenblicke der schöne Schrecken. Aber ich weiß nicht, ob ich jemals in einer Kirche des bayrischen Barocks für die ersten Sekunden mehr erschrocken bin als hier. Sie ist das Merkwürdigste, was ich im Barock nach der Wieskirche an Vielfältigkeit der Gliederung erlebt habe“.

Ausstellungen im Museum Altomünster

7. Mai bis 30. Juli
Die Lebensreise der hl. Birgitta von Schweden
Eröffnung am Sonntag, den 7. Mai um 15 Uhr

18. Juni bis 5. November
Kirchen von Johann Michael Fischer
Eröffnung am Sonntag, den 18. Juni um 15 Uhr

Veranstaltungen rund ums Festjahr

Das Doppeljubiläumsjahr wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet. Weitere Informationen und Terminen finden sich auf der Webseite www.altomuenster.de.

6. Mai, 19 Uhr, Kirchenkonzert in der Pfarr- und Klosterkirche
12. Mai, 19 Uhr, Buchvorstellung zum 650. Todestag der hl. Birgitta von Schweden
11. Juni, 13 Uhr, KlostERleben mit öffentlicher Klosterführung
17. Juni bis 8. Juli, Theateraufführung: „Birgitta von Schweden”
23. Juli, 10 Uhr, Festgottesdienst zum 650. Todestag der hl. Birgitta von Schweden
3. September, 10 Uhr, Festgottesdienst in zum 250. Weihetag der Pfarr- und Klosterkirche
30. September/1. Oktober, Barockfest 2023
1. November, 10.30 Uhr, Feierlicher Abschluss

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