Zu teuer, zu unsicher, zu unflexibel: Warum sich junge Oberbayern den Traum vom Eigenheim nicht erfüllen | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 18.11.2025 12:37

Zu teuer, zu unsicher, zu unflexibel:
Warum sich junge Oberbayern den Traum vom Eigenheim nicht erfüllen

90 Prozent der jungen Menschen in München und dem oberbayerischen Umland träumen von den eigenen vier Wänden. Gleichzeitig halten nur gut die Hälfte von ihnen einen Immobilienkauf für eher oder sogar sehr wahrscheinlich. Was bremst sie aus? Und sind ihre Hemmungen begründet?

In einer aktuellen Umfrage der Sparda-Bank München eG in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos wurden Personen dazu befragt, was sie vom Kauf einer Immobilie abhält. Im Detail wurden 578 Personen aus Oberbayern im Alter von 20 bis 40 Jahren befragt, die bisher noch keine Immobilie finanziert haben. Während insgesamt finanzielle Gründe die wichtigste Rolle spielen, unterscheiden sich die Bedenken im Detail recht stark – und das vor dem Hintergrund, das viele von Ihnen nicht mal wissen, wo sie in Sachen Finanzierung überhaupt anfangen sollen (43 Prozent).

Top 10: Die größten Bedenken

Die Befragten wurden mit dem Satz „Ich hätte gerne ein Eigenheim, aber …“ konfrontiert. Die zehn am häufigsten genannten „Aber“-Gründe:

  • 1. Eigenkapital (70%): „Ich habe noch kein oder zu wenig Eigenkapital.“
  • 2. Verschuldung (69%): „Ich will nicht den Rest meines Lebens verschuldet sein.“
  • 3. Zinsen (63%): „Die Zinsen sind mir aktuell zu hoch.“
  • 4. Unsicherheit (62%): „Ich bin unsicher, wie sich der Immobilienmarkt in Zukunft entwickelt.“
  • 5. Flexibilität (53%): „Ich möchte in meinem Leben nicht auf Flexibilität verzichten.“
  • 6. Jobsicherheit (53%): „Meine aktuelle Jobsituation und -sicherheit reicht mir nicht aus.“
  • 7. Fehlendes Erbe (50%): „Ich kann das ohne Erbe nicht finanzieren.“
  • 8. Verantwortung (45%): „Die finanzielle Verantwortung ist mir zu hoch.“
  • 9. Finanzierungsprozess (43%): „Ich kenne den Finanzierungsprozess nicht und weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
  • 10. Passende Immobilie (41%): „Ich bin unsicher, ob ich die passende Immobilie überhaupt finde.“

Die Zahlen machen deutlich: Auch wenn die Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden weiterhin groß ist, die Bedenken sind größer. Im Kontext der Marktentwicklungen sind die Gedanken der befragten Personen durchaus nachvollziehbar. So ergab auch die im Auftrag der Sparda-Bank München eG im Sommer veröffentlichte Studie „Wohnen in Deutschland 2025“, dass sich die Immobilienpreise in Oberbayern zwischen 2012 und 2025 im Schnitt mehr als verdoppelt haben. Die durchschnittliche Preissteigerung lag hier bei 106,7 Prozent.
„Erfreulich ist: Trotz der Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage und entsprechend hohen Kaufpreisen, steigt bei uns die Nachfrage nach Baufinanzierungen“, erklärt Peer Teske, Vorstand Markt und Vertrieb der Sparda-Bank München eG. „Unser Neugeschäft in diesem Segment hat sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt – von 306,7 auf 633,4 Millionen Euro. Das bedeutet, dass wir die Zweifel der Menschen oftmals auflösen können. Mit unserer individuellen Beratung wollen wir genau hier ansetzen, damit sich noch mehr Menschen den Traum vom Eigenheim erfüllen können“, führt Teske aus.

Wo sind die Unterschiede?

Regional gilt: Im städtischen München wird die Realisierung des Eigenheimkaufs trotz der hohen Kaufpreise als deutlich wahrscheinlicher eingeschätzt. 57 Prozent der befragten Münchner halten die Umsetzung für eher oder sehr wahrscheinlich. In Regionen mit weniger als 500.000 Einwohner dagegen, sinkt diese Zahl auf 48 Prozent.
Neben regionalen Unterschieden spielt das Haushaltseinkommen eine entscheidende Rolle: Befragte Haushalte mit höherem Nettoeinkommen äußern tendenziell weniger Bedenken in Bezug auf den Immobilienkauf. Dennoch spielen Faktoren wie das Zinsniveau, Marktunsicherheit und der Wunsch nach Flexibilität über alle Einkommensklassen hinweg eine zentrale Rolle.
Auch zwischen Frauen und Männern zeigen sich Unterschiede in der Wahrnehmung möglicher Hürden beim Immobilienerwerb. Für Frauen ist das größte „Aber“ fehlendes Eigenkapital (75 Prozent), während Männer hingegen nicht den Rest ihres Lebens verschuldet sein wollen (65 Prozent). Insgesamt zeigen Frauen in fast allen abgefragten Bereichen eine etwas größere Zurückhaltung, insbesondere wenn es um langfristige finanzielle Verantwortung und Planung geht.

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