Das Oktoberfest steht vor der Tür: für viele ein Ort der Freude und Geselligkeit. Doch gerade auf Großveranstaltungen steigt die Gefahr, Opfer von K.O.-Tropfen zu werden. Allein während der letzten Wiesn verzeichnete der Safe Space für Mädchen und Frauen zwölf Verdachtsfälle. Im Vergleich zum Vorjahr beinahe eine Verdoppelung (2023: sieben Verdachtsfälle). Während des Oktoberfests bietet der Safe Space vor Ort wie jedes Jahr konkrete Hilfe und Unterstützung für Betroffene.
Immer wieder berichten Betroffene, dass ihr Verdacht auf K.O.-Tropfen nicht ernst genommen wird – auch auf Veranstaltungen wie dem Oktoberfest. Stattdessen wird ihnen unterstellt, sie hätten einfach zu viel getrunken.Diese Bagatellisierung ist nicht nur verletzend – sie verhindert auch Aufklärung und strafrechtliche Verfolgung.
Manuela Soller, Präventionsexpertin von AMYNA e.V. weiß: „Auch stark alkoholisierte Menschen können Opfer von K.O.-Tropfen werden. Alkohol schließt eine zusätzliche Vergiftung nicht aus – im Gegenteil: K.O.-Substanzen wirken besonders stark im Zusammenspiel mit Alkohol. Das Argument ‚selbst schuld‘ ist daher nicht nur inhaltlich falsch, sondern verkennt auch den Kern des Problems: Hier handelt es sich um gezielte, heimliche Körperverletzung – oft mit dem Ziel einen Übergriff zu begehen.“
Die Erfahrung von Betroffenen darf nicht relativiert werden. Jede Vermutung, jede Unsicherheit muss ernst genommen und entsprechend gehandelt werden.
Typische Symptome sind plötzliche Müdigkeit, starker Schwindel, Verwirrtheit, Gedächtnisverlust oder motorische Einschränkungen. Die Wirkung ähnelt zwar zunächst der von Alkohol – doch wer ungewöhnlich schnelloder stark beeinträchtigt wirkt, sollte aufmerksam beobachtet werden.
Hinweis: Selbsttests wie Armbänder oder verfärbender Nagellack reagieren meist nur auf eine geringe Anzahl an Substanzen. Sie sind somit kein verlässlicher Schutz, sondern vermitteln eher eine falsche Sicherheit.
Am Safe Space steht ein speziell geschultes Team aus Beraterinnen und ehrenamtlichen Helferinnen bereit, um Oktoberfestbesucherinnen in jeder Situation zur Seite zu stehen. Egal, ob die Handtasche geklaut, die Clique verschwunden, der letzte Zug bereits abgefahren oder ob ein sexueller Übergriff, eine Nötigung oder Vergewaltigung stattgefunden hat, Mädchen und Frauen erhalten Hilfe in jeder Not- und Krisensituation.
Das Angebot ist kostenlos. Es richtet sich an alle Wiesnbesucherinnen unabhängig von Alter, Herkunft, Hautfarbe, Nationalität, Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung, gesundheitlicher und psychischer Situation oder Behinderung.
Zu finden ist der Safe Space im Servicezentrum auf der Theresienwiese hinter dem Schottenhamelzelt (Eingang „Erste Hilfe”). Öffnungszeiten: an allen Wiesntagen von 18 bis 1 Uhr; Fr, Sa, So sowie am 2. und 3. Oktober bereits ab 15.30 Uhr. Mehr Informationen gibt es unter sicherewiesn.de.